Feelgood ist tot, es lebe Feelgood!

13.05.2015 · 3 min Lesezeit

Blog

AUTOR:IN

Moritz Mann

Gründer, Protofy

Reduktion auf ein Feature: Storyboard zu Feelgood Workouts

2012 gründeten wir Feelgood — eine Web- und Mobile-App, in der der Nutzer einen Körper-Check macht und einen individuellen Plan mit Rezepten, Workouts und Wellnessübungen erhält. Ein Personal Coach steht per Privatnachricht zur Verfügung. Drei Jahre später tun wir, was wir schon damals hätten tun sollen: Wir bauen einen Prototyp.

Reduktion auf ein Feature: Storyboard zu Feelgood Workouts

In drei Jahren ist viel passiert. Start im Konzern mit großem Investment und vielen Stakeholdern, Teamaufbau, Ausgründung, Downsizing, kleines Investment, endlich gefühlte Agilität, Launch. Feelgood erreichte erste Kunden, wir experimentierten im Geschäftsmodell, gewannen an Traktion. Leider nicht genug. Den entscheidenden Durchbruch hat Feelgood nie geschafft.

Feelgood hat inhaltlich keineswegs nicht funktioniert. Wir durften viele zufriedene Kunden unterstützen, die mit Feelgood sehr ambitionierte Abnehmziele erreicht haben.

Anfang 2015 fassten wir final den Entschluss, Feelgood in der bisherigen Form nicht weiter zu betreiben. Zu zeitaufwändig war der Betrieb, zu gering die Umsätze, zu flach die Wachstumskurve. Nach und nach stellten wir die Weiterentwicklung ein und wendeten uns neuen Projekten (später mehr) zu. Viel. Zu. Spät.

Feelgood war seit dem Projektstart auf einem falschen Pfad unterwegs und es fiel uns schwer, anders zu agieren. Warum eigentlich?

Feelgood war zu komplex. Wir waren zu langsam.

  1. Wir wollten alle Features, ein zu umfassendes System, das wir nie zu einer einheitlich guten Nutzererfahrung vereinen konnten. Es fehlte Fokus.

  2. Wir versuchten, für jeden Aspekt im Konzept die perfekte Lösung zu finden. Perfektionismus machte uns ängstlich, Minimalversionen zu veröffentlichen, zu testen und erst dann weiterzuentwickeln.

  3. Wir verstanden nicht, was Geschwindigkeit bedeutet. Wir dachten, wir wären schnell unterwegs, waren es aber nie. Zu viele Abstimmungen, zu wenig Entscheidungen. Es war unser erstes eigenes Start-up, wir wussten nichts — und nichtmal das war uns bewusst.

  4. Da wir uns nur langsam weiterentwickelten, blieben Erfolge aus. Das machte das Management von Stakeholdern schwierig.

So entstand ein Kreislauf, in dem wir uns mit uns selbst statt mit dem Produkt beschäftigten und problemorientiert arbeiteten.

Wir haben uns die Idee des Lean Startups nicht ausreichend zu Herzen genommen. Der Start im Konzern mit einer großen Investitionssumme hat uns in einen Zustand befördert, in dem die App komplex und unbeweglich wird. Jede Iteration, auch wenn sie vereinfachen soll, führt zu neuen Edge-Cases. Wir schafften wir es nie, der App die Komplexität zu nehmen.

Die Lösung: Protofy

Feelgood machte keinen Spaß mehr. Es mussten neue Projekte her. In wenigen Tagen entwickelten wir einen Prototyp für stadtsalat.de — ein Segen, ein leanes Produkt auf einer grünen Wiese zu entwickeln.

Es gelang uns, an Tag 4 des Projekts den ersten zufriedenen Kunden zu beliefern. Wir waren hin und weg.

Die Idee zu Protofy war geboren: unser neues Unternehmen, in dem Feelgood mit unseren Freunden von DECK36 verschmolz, konzipiert und entwickelt Web- und Mobile-Produkte. Für uns selbst und für andere.

Protofy-Grundsatz #1: Sei megaschnell - es zählt nur, was live verfügbar ist.

Wir möchten megaschnell sein und uns nur noch an unseren Ergebnissen messen. Jede Idee wird früh in einem Prototyp umgesetzt und am Markt getestet. Weg von endlosen Konzepten, Power-Point-Slides, Excel und Meetingstunden.

Es zählt nur noch eins: Features, die live sind und Learnings aus erster Hand generieren.

Vom Liveprodukt zum Prototyp

3 Jahre zu spät, ganz gewiss. Doch auch heute glauben wir an die Feelgood-Vision und haben hervorragende Assets — tolle Rezepte, Workout-Videos, das Wissen aus Feelgood Runde 1. Also Reset auf Null; wir suchen den Prototyp zur Validierung der Idee.

Wir starten mit zwei Grundregeln:

  1. Die Idee wird so weit reduziert, dass sie in maximal 3 Tagen realisierbar ist.

  2. Nach 3 Tagen wird die App in den App Store released.

Das schafft Übersichtlichkeit und Verbindlichkeit.

Reduktion im Konzept

Weg mit Ernährung, Wellness, Personal Coach und co! Weg mit grenzenloser Individualisierung. Feelgood Workouts, die neue App, hat einen Fokus: Finde ein passendes Workout für dich und trainiere zu Hause mit deinem eigenen Körpergewicht.

Reduktion in der Technologie

Es ist ok, nicht jedes Endgerät von IE9 bis Windows Phone bedienen zu können. Kein Login, keine Registrierung, keine E-Mails, kein Social. Alles darf folgen. Wir entwickeln Mobile First mit dem Ionic Framework: eine Hybrid-App für iOS und Android.

Reduktion im Geschäftsmodell

Die Zielgruppe ist bereit, für Video-Workouts Geld zu bezahlen. Das haben wir gelernt. Also bieten wir genau das — Feelgood Workouts hat 14 Workouts in je 3 Levels. Ein Workout ist kostenlos, jedes weitere Workout wird für 1,99 € verkauft. Ohne weitere Preis-Pakete, ohne Abonnement, ohne Verpflichtungen.

Ziel: Proof of Concept

Feelgood Workouts soll innerhalb von 3 Monaten die selben Umsätze erzielen, wie zuvor Feelgood. Bei deutlich geringeren operativen Kosten. Besteht der Prototyp, wird die App weiterentwickelt. Besteht sie nicht, wird Feelgood endgültig beerdigt.

Hackathon: Schnell zurück an den Markt

Am selben Tag, an dem wir den Abverkauf im “alten” Feelgood-Modell stoppten, setzten wir uns hin und skizzierten das Featureset für den neuen Prototypen.

Storyboard der Konzeption

Es folgten 3 Hackathon-Entwicklungstage bis zum Submit im App Store. Beim letzten Mal benötigten wir 9 Monate, um in tausenden Seiten PowerPoint zu konzipieren und unser Team zu finden, weitere 12 Monate bis zum Launch. Dieses Mal waren es 3 Tage.

Feelgood Workouts – der neue Prototyp

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